Nach Ansicht der heutigen Trainingslager Übertragung:
Spiel-Ersatz-Training mit 14 Spielern (hauptsächlich Offensive und Rekonvaleszente) und drei Torleuten. Hunt, Ferro, Jatta und andere zeitgleich im Kraftraum.
Zuerst diverse auf schnelle Bewegungen und Ballabgaben ausgelegte Übungen. Dann Torabschluss-Training, zum Schluss ein kurzes Spiel 7 gegen 7.
Engagement ist aller Seiten vorhanden. Lautstarke Trainer, entscheidungsschnelle Handlungen standen im Vordergrund, schussstarke Aktionen, gut geflankt und treffsicher ohne echte Gegenwehr, sobald echte laufende Menschen auf dem Platz sind weiterhin zerfahren - der Abschluss aus der zweiten Reihe gehört jetzt aber auch zur gern gesehenen Methode
Sollte das ein Witz sein?
Gestern nachmittag konnte man in den Genuss einer HSV-typischen Bankrotterklärung bzgl. Trainingsinhalten und Trainingsintensität kommen. Während bei den bisherigen Trainingseinheiten nur ca. 10 mitgereiste HSV-Fans dabei waren, fanden sich gestern bis zu 50 Neugierige am wunderschönen Trainingsgelände des FC Bad Häring ein, um den großen HSV einmal live bei der Trainingsarbeit zu beobachten.
Nachdem die Vormittags-Einheit bereits bei YouTube gestreamt wurde und am Tag zuvor das Testspiel gegen den VfB Stuttgart bei Servus.TV zu sehen war, konnten viele HSV-Interessierte der Versuchung nicht widerstehen, mal kurz vorbeizuschauen. Was die dann allerdings zu sehen bekamen, war ein tiefer Einblick in die Komfortzonen der Wohlfühloase, den sogar eingefleischte Fundamentalkritiker des HSV-Trainings nicht erwartet hätten.
Offensichtlich wurde vom Trainerteam das Motto „Tag der offenen Tür“ ausgerufen. Ganz in diesem Sinne wurde also zwischen 16:00 und 18:00 erfolgreich jegliche sportliche Aktivität verhindert. Obwohl alle Kicker des HSV auf dem Rasen standen, fanden keinerlei Übungen statt, die man als Trainingsarbeit eines Bundesliga-Clubs hätte identifizieren können. Zu Beginn wurden ungefähr die Hälfte der Spieler in einer taktischen Anordnung auf dem Hauptplatz versammelt, um den lautstarken Ausführungen des Cheftrainers zu lauschen, während die andere Hälfte auf dem Nebenplatz mit Gymnastik beschäftigt wurde. Nach ca. 15 Min. wurde dieses seltsame Schauspiel dann abgebrochen, ohne dass eine körperliche Aktivität stattgefunden hätte und die Gruppen neu eingeteilt.
In den nächsten 60 Min. fanden sich abwechselnd kleinere Gruppen von Spielern vor einer überdachten Trainerbank ein, in der Co-Trainer Merlin dann eine umfangreiche Videoanalyse am mobilen Flatscreen präsentierte und zwischendurch auch die gute alte Taktiktafel bemüht wurde, während Coach Thioune als aufmerksamer Zuhörer den Ausführungen lauschte und die jeweils anderen Gruppen weiterhin Gymnastik machen durften. Nachdem der erstaunte Zuschauer nun ungeduldig auf die praktische Umsetzung des Gelernten in Form eines Abschluss-Spielchens wartete, löste sich die bis dahin noch mit viel Wohlwollen erkennbare Grundordnung der Trainingseinheit vollkommen auf und es folgte die Übung „Jeder, wie er gerade Bock hat.“
Vor dem einen Tor versammelte sich eine fröhliche Gruppierung von ca. 15 Youngstern und Ergänzungsspielern, die sich dort ca. 30 Min. lang mit einer lockeren Variante des Ballhochhaltens im Kreis mit integriertem Smalltalk beschäftigt haben. Vor dem anderen Tor fanden sich direkt vor unserer Nase ca. fünf Stammspieler ein, die sich mit lockeren Schussübungen und diversen Weitschuss-Contests die Zeit vertrieben haben. Gegen 18:00 war dann Feiamt und die verdutzten Zuschauer konnten kaum glauben, was sie da eben miterlebt hatten.
Nun werden die üblichen Experten, die noch nie beim Training dabei waren und grundsätzlich auch keine Zeit haben, sich ein Spiel anzuschauen, anmerken, dass es sich um eine spielerische Form der Belastungssteuerung gehandelt hat, die dem Teambuilding und der Motivationssteigerung dienen soll und ein Trainingslager ja auch nicht ganz ohne Spaßfaktor auskommen muss. Diesen großen Sachverständigen möchte ich entgegnen, dass bereits die Einheit gestern vormittag kaum mehr als ein besseres Spiel-Ersatz-Training war (nach dem Spiel gegen Stuttgart durchaus normal) und die folgende Einheit heute vormittag ebenfalls nur ein erweitertes Anschwitzen sein wird, was vor dem Spiel am Nachmittag gegen Rotterdam auch üblich ist. Wann also hätte man überhaupt nochmal intensiv trainieren können, wenn nicht gestern nachmittag?
Eigentlich hatte ich die Hoffnung, dass man nach dem Trainingslager weiß, wohin die Reise geht, aber bis jetzt gibt es leider wenig Anlass zu glauben, dass es sportlich eine geile Saison wird, von den wirtschaftlichen Aspekten mal ganz abgesehen.
Grüße aus Bad Häring!
Offensichtlich unterscheiden sich deine und DT Vorstellungen in Sachen Training erheblich.
Ich für meinen Teil vertraue dann allerdings doch lieber dem Coach.
Immerhin ein Sieg zum Ende des Trainingslagers. Nach dem Spiel kam die Sintflut.
Was hättest du zwischen zwei Tests konkret erwartet? Warum glaubst du annehmen zu können, wie in einer solchen Belastung richtig dosiert wird?
Im Gegensatz zu dir habe ich fast alle Trainingseinheiten und beide Testspiele vor Ort live miterlebt. Das erlaubt mir, eine kritische Bewertung des Trainingslagers vorzunehmen. Selbstverständlich gehören auch Einheiten dazu, deren Intensität im Zuge der Belastungssteuerung reduziert werden, üblicherweise vor einem Spiel durch sog. Anschwitz-Einheiten und nach dem Spiel durch sog. Spielersatztraining. Das rechtfertigt aber nicht, dass Spieler in den Haupt-Einheiten allzu häufig nur nutzlos rumstehen müssen und die Zeit mit Ballhochhalten und Weitschuss-Contests vertrödeln. In der von mir geübten Fundamentalkritik am Training des HSV geht es nicht darum, den MagatHHschen Hügel der Leiden neu zu erfinden, sondern die Trainingseinheiten mit niedriger Intensität wenigstens für Techniktraining zu nutzen. Die grausamen Defizite der letzten Jahre bei Torabschlüssen, Kurzpassspiel, Flanken, Ecken, Freistößen und offensiven Spielzügen überhaupt haben sich auch in den Testspielen unter Thioune kaum geändert. Wenn ich die „Fehlzeiten“ aufrechnen würde, in denen die Spieler bei Videoanalysen auf dem Rasen rumgestanden haben oder beim Schusstraining für die Galerie eine Devitalität an den Tag gelegt haben, dass man verzweifeln könnte, würde sich der Wirkungsgrad dieses Trainingslagers in sehr überschaubaren Grenzen halten. Und dieses Totschlagargument, dass ein Trainingslager vornehmlich dem Teamspirit dienen sollte, halte ich für Mumpitz. Das Zusammengehörigkeitsgefühl kann auch vor, zwischen und nach den Einheiten ausgelebt und gefördert werden. So bleibt der HSV meilenweit von dem Aufbau einer Hochleistungskultur entfernt. Aber vielleicht erkennt Thioune ja noch rechtzeitig, dass diese Komfortzonen Gift für die Söldner und Jungmillionäre sind. Weiter machen und nicht reden!
Falsch, lieber Alex. Nicht Jeder, der sich das Training anguckt, hat auch die fachliche Qualifikation ein Trainingslager kritisch zu bewerten.
Da hat ein Trainer wie DT sicher wesentlich mehr Fachwissen.
Dann kann man sich ein Fußballforum ja sparen und nur noch die Experten diskutieren lassen.
Nein, nur sollten die Laien nicht immer so tun, als seien sie Experten.
Es ist witzig, dass du das erwähnst, denn im Blog gibt es zahlreiche Sachverständige, die weder ein Training noch ein Spiel gesehen haben müssen, um ihre fachliche Expertise dort einzubringen.
Früher war ich auch davon überzeugt, dass die Cheftrainer des HSV über ausreichend Fachwissen und Erfahrung verfügen sollten, um Spielsysteme zu entwickeln, Spieler zu verbessern und den Verein erfolgreich in der Bundesliga zu halten. Die traurige Realität ist bekannt, mein Vertrauen in die bisherigen Übungsleiter nach dem Rumgestümper von HecKing nachhaltig beschädigt und ich erwarte von Thioune nichts anderes als die Etablierung einer Hochleistungskultur beim HSV. Wenn das Trainingslager der Maßstab sein sollte, wird dieser Weg kein leichter werden.
Ja,die gibt es. Es gibt immer solche Leute, die meinen, sie wären die besseren Trainer, Scouts, Sportchefs.
Allerdings befähigt es Einen nicht wirklich, eine Saisonvorbereitung zu beurteilen, weil man regelmäßig das Training beobachtet.
Mich jedenfalls nervt es, wenn man meint den Verantwortlichen überlegen zu sein.
Du erwartest also von DT das einführen einer Hochleistungskultur. Nettes Wort, hat das nicht dieser Doktor hier eingeführt, der jetzt ab und an Gastblogs schreibt?
Man sollte sich hier einfach nicht so wichtig nehmen. Es dürfte für die Verantwortlichen des HSV unerheblich sein, was du von ihnen erwartest.
Und Darmi-Wolf…gähn.
Ich mag ja User, die selbst nahezu nie etwas konstruktives zu einer Diskussion beitragen, aber ganz vorn dabei sind, anderen engagierten Fans lauwarm ans Bein zu pinkeln.
Jemand folgt der Mannschaft ins Trainingslager, beobachtet aufmerksam das Training und die Testkicks, stellt den daheimgebliebenen Videos und Fotos zur Verfügung und schildert seine Trainingseindrücke. Zack! Kommen die ersten Experten angeeiert, die sich nicht höflich für den Service bedanken, sondern nur rummaulen.
Ich finde den Thread jedenfalls sehr informativ, danke Alex!
Alex weiß vermutlich, das ich seine Rückschlüsse aus den Beobachtungen so nicht teilen würden und auch denke, das Thioune da einfach einen anderen Ansatz hat als er…
Aber das ist gar nicht wichtig - dennoch weiß ich seine Bemühungen dazu sehr zu schätzen. Und kann auch aus seinen Beobachtungen mir mein eigenes Bild zusammen bauen.
Spielersatztraining ist für die Spieler die am Spieltag nicht gespielt da, damit sie ungefähr die gleiche Belastung erfahren haben wie die die gespielt haben. So lässt sich die Belastung für die gesamte Truppe für die nächste Trainingstruppe beser planen, da alle ungefähr auf dem selben stand sind. Es ist also keine Einheit mit geringer Belastung oder eine Erholungseinheit.
Anschwitzeinheiten sind die Einheiten die am Spieltag selbst durchgeführt werden, beim HSV unter Hecking nicht abgehalten was nicht unüblich ist, hängt auch von der Spielzeit ab. Du meintest wahrscheinlich die oft kurzen Einheiten am Tag vor dem Spieltag, Diese herangehensweise ist ein kleiner Teil der Trainingssteuerung/Belastungssteuerung und liegt der Theorie der Superkompensation zugrunde.
Ein Königreich dafür, dass Beiträge vollständig gelesen werden.
Anstatt hier Basics aus der Trainingslehre zu zitieren, solltest du dir lieber mal ein vollständiges Trainingslager anschauen und dann mal deine theoretischen Kenntnisse mit den ernüchternden Fakten der praktischen Umsetzung auf dem grünen Rasen abgleichen.
Ich wiederhole es auch für dich nochmal: In der von mir geübten Fundamentalkritik am Training des HSV geht es nicht darum, den MagatHHschen Hügel der Leiden neu zu erfinden oder eine sinnvolle Belastungssteuerung zu beanstanden, sondern darum, die Trainingseinheiten mit niedriger Intensität wenigstens für Techniktraining zu nutzen, anstatt die Spieler ohne jegliche Bewegung auf dem Trainingsplatz rumstehen zu lassen.
Die grausamen Defizite der letzten Jahre bei Torabschlüssen, Kurzpassspiel, Flanken, Ecken, Freistößen und Distanzschüssen aus dem Spiel heraus haben sich auch in den Testspielen unter Thioune kaum geändert. Der Anteil solcher Übungen an den Einheiten war leider erschreckend gering. So wurden zwei Trainingseinheiten einfach abgeschenkt (Do. nachmittag und Sa. nachmittag). Nach dem üblichen Spielersatztraining am Do. vormittag, welches durch die YouTube Live-Übertragung zu einem Tag der offenen Tür umfunktioniert wurde, hätte man am Do. nachmittag nochmal volle Pulle trainieren können, stattdessen wurde eine Stunde lange Videoanalyse betrieben und danach sinnlose Weitschuss-Contests und Ballhochhalte-Übungen ohne jegliche Trainerbeteiligung durchgeführt.
Noch schlimmer lief es am Samstag ab: Nach dem üblichen Spielersatztraining am vormittag wurde der Sa. nachmittag ersatzlos gestrichen und den Spielern frei gegeben. Die letzte Einheit am Sonntag bestand aus reinem Lauftraining, der angebliche Fitness-Contest war eher was für die Youngster, die ihre überschüssige Energie mal ablassen sollten, weil sie im Spiel nicht zum Einsatz kamen. Viele der Spieler haben am Freitag nachmittag im Spiel gegen Rotterdam das letzte mal gegen einen Ball getreten.
So bleibt der HSV meilenweit von dem Aufbau einer Hochleistungskultur entfernt. Aber vielleicht erkennt Thioune ja noch rechtzeitig, dass diese Komfortzonen Gift für die Söldner und Jungmillionäre sind. Weiter machen und nicht reden!
[quote=„letorge, post:25, topic:1797, full:true“]
Ich habe dich nur darauf hingewiesen, das die von dir verwendeten Beispiele: Spielersatztraining und Anschwitzeinheit ungeeingnet bzw falsch sind um deinen Punkt klar zumachen.
Die Trainingsarbeit beim HSV habe ich überhaupt nicht bewertet oder deine Eindrücke in Abrede gestellt.
Vielleicht solltest du Beiträge genauer lesen und nicht Begriffe verwenden von denen du anscheinend nicht weißt was sie bedeuten.
Alles klar Alex, ich danke dir für die Schilderung deiner Wahrnehmung. Mir kommt es vor, als sei deine Kenntnis bezüglich Traininglsehre relativ autodidaktisch und laienhaft. Das ziehe ich aus deinen Schlussfolgerungen, die wirklich zu 90% rein instrumentell funktionieren. Du hast deine Analyse der sportlichen Fehlentwicklung und siehst dies nicht im Training bearbeitet, also ist das Training falsch. Wie du aber darauf kommst einen Trainingsplan zu überblicken, der ja auch nicht nur ein Trainingslager, sondern eine gesamte Saison betrifft, das bleibt unklar. Und nein, du kannst jetzt nicht einfach darauf verweisen deine Beiträge nochmal zu lesen. Wenn hier unabhängig voneinander mehrere User diese Einschätzung bezüglich deiner Beiträge treffen, dann wird da etwas dran sein.
Ich habe Trainingslehre in den 2000er Jahren professionell gelernt und studiert im Leichtathletikbereich. Semiprofessionell im Fußballbereich. Danach bin ich da rausgegangen und beschäftige mich aktuell wieder intensiver mit den Entwicklungen. Und ganz ehrlich: Sie sind kaum zu überblicken, von „außen“. Das kann ich als ehemals innerer durchaus so bewerten.
Mir reicht es einfach nicht, dass du „oft beim Training bist“ und halt deine Analyse des HSV-Spiels hast. Du musst schon wirklich ein über Jahre professionell erfahrener Fachmann sein, um von außen solche Bewertungen durchzuführen. Und dann bräuchte es auch Vergleichspunkte. Dann müsstest du mal schauen wie bei anderen Profimannschaften trainieren. Und falls es nach noch professionelleren Maßstäben gehen sollte, müsstest du dir auch vergleichbare Sportarten anschauen um eine Kontur beschreiben zu können, was das HSV-Training im spezifischen ausmacht. Wie gesagt, einfacher wäre es, die Trainingspläne vom HSV mal detailreich offengelegt zu bekommen, dann hätten wir eine Basis, auf der wir diskutieren könnten.
Als ich damals „in“ der Materie war, wurde der Fußball belächelt. Trainigslehre im Fußball hat immer hinterhergehangen, da der Fußball doch sehr durch die lahmen und rückständigen Vereinsstrukturen geprägt ist. Kein Vergleich zum viel schnelllebrigeren College Sport System. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Fußball hier zwar immer noch anderen Sportarten nachhängt, aber in Deutschland zumindest weiß ich, dass es hier schon deutliche Entwicklung bei der Trainerausbildung gegeben hat. Weil wir damals die Professionalisierungstendenzen untersucht haben. Ob dies dann auch die Vereinsdynamiken und Strukturen „überlebt“ hat und sich in professionellerem Training niederschlägt, kann zumindest ich von außen nicht beurteilen.
Aber es ist gut, dass es Menschen gibt, die sich kritisch mit dem Training auseinandersetzen. Deine Tendenz immer dermaßen aggressiv auf Nachfragen bezüglich deiner Kritik zu reagieren, lässt dann aber doch nichts gutes ahnen. Ich vermute, jemand der wirklich hinter dem steht was er kritisiert, muss diese Beißreflexe nicht auffahren.
Auch rhetorisch habe ich ehrlich gesagt immer das Gefühl, dass es dir sehr darum geht zu zeigen, wie sehr du alles und jeden verachtest. Wäre das nicht der ständige Begleiter deiner Beiträge, würden sich vielleicht einige konstruktiver mit deinen Kritikpunkten befassen.
Excellent!