In meinem letzten Blogbeitrag hatte ich geschrieben, „Culture eats strategy for breakfast” - und das kann man jetzt an Thioune sehen. Ein guter Typ, ein guter Trainer sicherlich, engagiert und motiviert - aber jetzt hat er sich an die Kultur der Minderleistung beim HSV angepasst.
Was jetzt noch hilft? - Ich habe schon häufig geschrieben, „Kulturveränderungen gehen nur von oben nach unten”, es bräuchte also jetzt Vorstände, die deutlich machen, dass die Leistung der Mannschaft (und des Trainers) nicht akzeptabel ist, ein Vorstand, der starke Signale aussendet, der authentisch und glaubwürdig vermittelt, dass beim HSV der Wille zur Höchstleistung das Handeln jedes Menschen im Verein bestimmt.
Soweit das Zitat von Dr. Ringelband aus dem gestrigen Blog. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Tatsächlich schien es ja hauptsächlich das Bestreben zu sein, zu Null zu spielen. Gegen eine eine bessere Mannschaft (oder wenn Sandhausen so effektiv gewesen wäre wie viele andere gegen uns), hätte es aber schon nach 10 Minuten 0:2 gestanden. Ich würde @Ryan_Harper trotzdem in vielem Recht geben. Platz 2 lügt nicht. Aber reicht das für 34 Spieltage?
Das Problem ist nicht dieses eine Spiel gegen Sandhausen und auch nicht die bisherigen Niederlagen. Das Problem ist die von Dr. Ringelband angesprochene Minderleistungskultur. Diese wird dem HSV auch am Ende dieser Saison vor die Füße fallen, wenn nicht gegengesteuert wird. Die Hoffnung darauf habe ich persönlich aber schon länger aufgegeben. Meine Freude über Siege wie am Samstag hat daher bereits merklich nachgelassen - meine Ärger über Niederlagen wie gegen Heidenheim allerdings glücklicherweise auch.
Ich habe am Samstag einmal mehr festgestellt, dass die Spieler von Anfang an die Hosen gestrichen voll hatten. Erst nach dem 2:0 schien sich diese Blockade zu lösen und es wurden auch mal Risikopässe gespielt. Onana hat mit seinem 3:0 deutlich aufgezeigt, wie wichtig es ist, mutig zu spielen und die Dinge in die Hand zu nehmen. Wenn unser Trainer der Mannschaft aber anscheinend andere Dinge vermittlelt (bei allem Verständnis dafür, das er zu Null spielen wollte), dann muss man sich berechtigte Sorgen machen.
Diese Mannschaft ist nicht schlecht, sondern sie ich schlichtweg vollkommen verunsichert. Auch gegen Hannover war dies zu sehen. Nach Rückstand und Unterzahl hatte man nicht mehr viel zu verlieren - und plötzlich besserte sich das Spiel deutlich. Jetzt werden wieder einige sagen, dass läge nur an den schwachen Gegener, aber wir spielen nun mal in Liga 2. Heidenheim war auch nicht viel besser und hat trotzdem gegen uns gewonnen. Wir waren in Kiel und gegen St. Pauli das bessere Team und haben trotzdem nur unentschieden gespielt. Gegen Fürth wiederum waren wir deutlich unterlegen, aber haben gewonnen. So ist es nun mal im Fußball. Aber es braucht jemanden, der unseren Spielern die Angst vor dem Versagen nimmt. Es bracht jemanden, der die von Dr. RIngelband angesprochenen Hochleistungskultur endlich einführt und mit Nachdruck durchsetzt. Im Zuge dieser werden sicher einige Spieler aus der Mannschaft entfernt werden müssen, die diesen Weg nicht mitgehen können oder wollen. Aber auch darauf warte ich ja seit Jahren.
Schönes Wochenende Euch!